Die Geschichte der Gummipuppe
Wer glaubt, das die Gummipuppe eine Erfindung der Neuzeit oder eines namhaften Erotik-Konzerns aus Flensburg ist, der irrt gewaltig. Letzterer hat jedoch mit Sicherheit zur Popularität in den letzten 50 Jahren beigetragen. Aber neu ist die Idee der Liebe zu Puppen oder Statuen nicht. Bereits in der griechischen Mythologie formt der Bildhauer Pygmalion eine Statue seiner Idealfrau aus Elfenbein. Dann betet er zu Aphrodite, der Göttin der Liebe, sie möge die auf den Namen Galatea getaufte Statue zum Leben erwecken. Aphrodite tut ihm den Gefallen. Als Pygmalion Galatea dann küsst, küsst sie zurück. Diebeiden heiraten!
Frühe Vibratoren gab es, die per Uhrwerk oder Dampfmaschine losrappelten. Einen pedalbetriebener Masturbationsapparat ist für Frauen 1926 von Leipziger Ingenieuren entwickelt worden. In einer pornografischen Anthologie aus dem Japan des späten 17. Jahrhunderts findet sich einen Bericht über ein „lüsternes Reisekissen“. Diese künstliche Vulva, in Japan „Azumagata“ (Frauenersatz) genannt, war aus Schildpatt gefertigt und hatte ein mit Samt ausgeschlagenes Loch. Holländische Seefahrer wiederum teilten ihre Kojen auf ihren weltumspannenden Handelsreisen mit handgenähten Lederpuppen.
In Japan heißen Gummipuppen daher bis heute sinngemäß „Holländische Ehefrauen“. Aus Leder sind sie natürlich längst nicht mehr, sondern werden aus Gummi bzw. Kunststoffen hergestellt. Die japanische Firma Orient Industry produziert perfekt anmutende Frauenpuppen, die bis in die Haarspitzen jungen Japanerinnen gleichen und sich auch so anfühlen sollen. Der Erfolg des Unternehmens gründet sich interessanter Weise auf das frühe Modell „Antarctica“: Einst brachten japanische Wissenschaftler diese Puppe zur Antarktis-Station Showa mit, um sich an ihr im langen antarktischen Winter zu wärmen. Allgemein bekannter ist das US-Amerikanische Unternehmen Abyss Creations in San Marcos, CA und mit ihren RealDolls: Hier lassen sich naturgetreue Gummipuppen nach dem individuellen Geschmack des Kunden zusammenstellen. Von der Haarfarbe über die Körpergröße oder der BH-Größe 65A bis 75H. Aber auch für die interessierte Frau oder den homosexuellen Mann ist gesorgt, so gibt es zum Beispiel „Charlie“, erhältlich mit „montierbarem Penis“ in variabler Größe sowie optionalem „Analeingang“. Dem Interesse an Vibratoren zu Folge werden sich diese Puppen mit Sicherheit am Markt etablieren, denn die schwindelerregenden Verkaufszahlen für Vibratoren sprechen eine deutliche Sprache.
Alles nur Spielzeuge für die schnelle Nummer zwischendurch? Keineswegs, behauptet Hideo Tsuchiya, Präsident von Orient Industry: Eine „Holländische Ehefrau“ sei mehr als bloß Puppe oder Objekt: „Sie kann eine unersetzliche Liebhaberin sein, die ein Gefühl der Geborgenheit erzeugt.“ Die klassische Gummipuppe ist jedoch aufblasbar. Wer die Idee dazu hatte, kann heute nicht mehr genau nachvollzogen werden.
Sicher ist jedoch, das bereits in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts die Firma Vital Hygiene aufblasbare Gummipuppen in verschiedenen Formen und Posen aus Latex angefertigt hat.
Die Fortschreitende Entwicklung der Kunststoffindustrie hat mindestens seit den 70er Jahren eine andere Technologie zur Herstellung von Gummipuppen auf den Markt gebracht. Ähnlich wie Wasserbälle werden Gummipuppen aus Kunststofffolie zusammengeschweißt. Je nach Werk und Modell werden diese aus unterschiedlich farbigem oder auch transparentem Material gefertigt, bedruckt und mit Aufsätzen wie dem Gesicht oder den Brüsten versehen. Auf der Basis des Folienkörpers werden heute etwa 95% der verkauften Gummipuppen produziert. Im unteren Preissegment finden sich heute Puppen, die völlig ohne Aufsätze komplett aus dünner Folie gefertigt werden. Mit aufgedruckter Kleidung – und aufgedrucktem Gesicht. Eine bessere Haptik lässt sich jedoch von den klassichen Gummipuppen erwarten, die über einen Folienkörper mit etwas dickerer Materialstärke und Aufsätzen gefertigt werden, da die Aufsätze nicht über den Puppenkörper mit aufgeblasen werden. Moderne preiswerte Modelle wie z.B. „Brigitte Sex Soll“ verfügen über üppige, separat aufblasbare oder mit warmen Wasser befüllbare, sehr weiche Brüste und ein anschmiegsames Gesicht.
Aber auch heute finden sich noch vereinzelt Puppen, die aus klassischem Gummi, sprich Latex gefertigt werden. Diese sind auf Grund des Materials wesentlich stabiler und fühlen sich, auf Grund der fehlenden Schweißnähte noch angenehmer an. So entstand vor einigen Jahren in Ungarn ein Werk, das hochwertige Gummipuppen fertigte. Besonders hervorzuheben sind die Modelle „Dolly Buster“, „Letha Weapons“, „Latex Lover“ oder „Rachel“ die aus kräftigem aber dennoch weichem Gummi hergestellt wurden. Dem Vernehmen nach wurde das Werk jedoch von einem Flensburger Grosskonzern gekauft und die Produktion der Puppen eingestellt. Aber in Frankreich werden ebenfalls seit Jahren und auch heute noch Puppen aus Latex gefertigt. Als Beispiel wäre die auf der bereits in den 70er Jahren gefertigten „Latex Lady“ basierende „Laeticia“ zu nennen. Hier ist die Gummihaut jedoch dünner – der Vorteil der fehlenden Schweißnähte hingegen bleibt.
Ausblick: Der erste Sexroboter Roxxxy wurde bereits auf der AVN Adult Entertainment Expo im Januar 2010 in Amerika von der Fa. TrueCompanion vorgestellt. Wie die Entwicklung weiter geht, bleibt ein spannendes Geheimnis.
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